Verenden Seeadler an Vogelgrippe?

Bereits im Jahr 2016 wurde bei einem in der Gemeinde Thumby (Halbinsel Schwansen) aufgefundenen Seeadler die Vogelgrippe diagnostiziert und als Todesursache festgestellt. Nun wurde wieder ein Fall aus Nordfriesland über die Medien verbreitet. Ein Seeadler soll an Vogelgrippe verendet sein. Es erscheint mir jedoch unwahrscheinlich, dass der Seeadler gesund und überlebensfähig war, denn dann würden Seeadler als Prädatoren viel häufiger an derartigen Viren verenden bzw. würde es dann kaum noch gefiederte Prädatoren geben. Schließlich ernähren sie sich u.a. von Aas und erbeuten auch kranke Wasservögel. Wenn das intakte Immunsystem von Prädatoren diese Krankheiten also nicht abwehren könnte, wären sie nicht auf diese Nahrung spezialisiert – die Natur würde ihnen einen anderen Überlebensweg aufzeigen.

Jedoch werden verendete Gänse, Enten und Greifvögel auch aktuell wieder überwiegend nur auf Vogelgrippeviren untersucht. Keine Röntgenaufnahmen, keine Untersuchungen auf Gifte etc. Hierzu fehlen vermutlich Zeit und Wille, auch der Auftrag ist ein anderer.

Die Ämter sind unorganisiert und schieben den Ball der Zuständigkeit hin und her. Die ehrenamtlichen Helfer aus den Naturschutzvereinen sind teilweise zurecht gefrustet: Die von ihnen über das ganze Jahr beobachteten und dokumentierten Vögel liegen nun verendet oder im Sterben vor ihnen. Sie organisieren sich vereinsintern oder vereinsübergreifend und wollen helfen. Doch das Ergebnis anstehender Untersuchungen scheint bereits festzustehen: Vogelgrippe! Ob nun ein Seeadler durch oder mit Vogelgrippe verendetet ist, interessiert meist niemanden mehr. Allerdings erscheinen mir die Aussagen einiger „Fachleute“ ohne umfangreichere Untersuchungen in den zuständigen Laboren als unseriös. Damit will ich nicht bestreiten, dass ein – etwa durch Aufnahme von Gift oder durch Beschuss verletzter – Seeadler, dessen Immunsystem nicht mehr genügend Abwehrkräfte entwickeln kann, auch an einem Virus verenden könnte. Es gibt einige Krankheiten, an denen Greifvögel erkranken können. Manfred Heidenreich beschreibt diese in seinem Buch über Greifvogelkrankheiten ausführlich. Vogelgrippeviren gehören allerdings nicht dazu. Man kann verendete Greifvögel auf die verschiedenen Krankheiten untersuchen, zudem toxikologische Untersuchungen durchführen und vernünftige Röntgenaufnahmen anfertigen. Dies unterbleibt jedoch in der Regel, was häufig falsche Untersuchungsergebnisse zur Folge hat. Es liegt also weiterhin an uns, beim Auffinden eines verendeten Greifvogels darauf zu bestehen, dass umfangreiche Untersuchungen zur möglichen Todesursache und nicht nur auf Vogelgrippe und dann eben auch eine professionelle Röntgenuntersuchung und eine toxikologische Untersuchung des Mageninhalts oder der Leber stattfinden.

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