Ein Bericht von Dipl.-Ing. Rupert Rompel aus Brodersby

Das Jahr 2020 nähert sich seinem Ende. Anlass genug, einmal eine Bilanz zu ziehen. Deutschland kann derzeit mit erneuerbaren Energien (EE) etwa 250 GWh pro Jahr erzeugen. Das ist relativ beachtlich und etwa 42% der augenblicklich benötigten Stromerzeugung. Es zeigt andererseits, welches Risiko wir eingehen, wenn bei Dunkelflaute Sonne und Wind nicht zur Verfügung stehen. Da Kernkraft ab Ende 2022 und Kohlekraftwerke nach neuesten Forderungen schon im Laufe der 20-er Jahre abgeschaltet werden sollen, muss dringend Ersatz geschaffen werden, um nicht unvermittelt im Dunkeln zu sitzen. Die gerade überall in Europa aufflammende Euphorie für aus Sonne und Wind erzeugten Wasserstoff, der in Kavernen eingelagert werden kann und dann über Gaskraftwerke wieder in Strom verwandelt wird, ist großtechnisch auf Jahre noch nicht verfügbar. Dazu ist die von der Bundesregierung verabschiedete Wasserstoffstrategie einerseits zu spät auf den Weg gebracht und viel zu schwammig. Weiterhin haben regulatorische Hindernisse diese Strategie bisher eher ausgebremst als befördert. Auch die notwendigen Gaskraftwerke fehlen.

Das Bild wird noch schlimmer, wenn man sich den Gesamtenergieverbrauch Deutschlands mit etwa 2.500 TWh pro Jahr anschaut. Bis 2050 soll auch diese Energiemenge decarbonisiert und annähernd durch Erneuerbare Energien bereitgestellt werden. Diese Zahl ist insofern interessant, da sie etwa dem 10-fachen dessen entspricht, was im Jahr 2020 mit EE erzeugt wurde. Unterstellt man also, dass die Entwicklung im gleichen Maß weitergeht, dann müssten zur Deckung dieses Energiebedarfs mindestens 200.000 Windmühlen anstelle der heute bereits vorhandenen 30.000 aufgebaut werden (in Schleswig-Holstein entspricht das weiteren 20.000 Windkraftanlagen). Dabei ist bereits ein technischer Fortschritt bei der Leistung pro Erzeugungseinheit eingerechnet. Bei der Photovoltaik sind es derzeit 1,7 Mio. Anlagen, deren Zahl sich auf mindestens 15 Mio. steigern müsste. Platz genug für PV gibt es auf Deutschlands Dächern noch genügend, ob aber 200.000 Windmühlen in unsere Landschaft passen, ist noch nicht ausgemacht.

Es stellt sich also die Frage, ob wir mit dieser Technologie auf dem richtigen Weg sind. Diese Frage darf man nicht nur auf der Anwendungsseite stellen, also ob wir unsere Landschaften und unsere Artenvielfalt einer Trivialtechnik opfern wollen, die weder innovativ noch kompetitiv ist. Windmühlen und Solarzellen können heute sogar in Schwellenländern mit wesentlich geringeren Kosten produziert werden, da die Technik simpel ist und auch von diesen Ländern beherrscht wird. Die vermeintliche „Vorreiterrolle“, die sich Deutschland ausmalt und erreichen möchte, ist also mehr als zweifelhaft oder überhaupt nicht vorhanden. Deutschland tut derzeit nichts, um die Spitzenstellung, die wir einmal mit der sichersten Kernkraftwerkstechnik und den innovativsten Steinkohlekraftwerken innegehabt haben, auf neuen Gebieten fortzusetzen. Grüne Ideologen haben eine Verbotskultur in großen Teilen der Gesellschaft etabliert, die Entwicklungen außerhalb dieser auf Sonne und Wind fixierten Schmalspurlösung verhindern. Es ist verpönt, über wesentlich sichere Dual-Fluid-Reaktoren (DFR) zu sprechen, obwohl diese nebenbei einmal das Problem der Endlagerung langlebiger radioaktiver Abfälle lösen können. Sogar das Bundes-Wirtschafts- Ministerium beteiligt sich unter der Hand an dieser Entwicklung. Vermutlich dürfen wir diese Technologie eines Tages aus China oder USA teuer zurückkaufen, da dort nicht nur geforscht wird, sondern auch Anlagen bereits in Betrieb sind. Wenn wir unsere „Vorreiterrolle“ also tatsächlich behalten und den Industriestandort Deutschland sichern möchten, ist eine technologieoffene und vorurteilsfreie Herangehensweise an die Energieversorgung der Zukunft dringend angeraten.

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