von Frank Dreves

CORONA zerspaltet Familien- und Freundeskreise. In den sozialen Medien kann kaum noch jemand kritisch seine Meinung äußern, ohne mit Hasskommentaren überhäuft zu werden.

Schnell wird in die Tasten gehauen – bei manch einem Kommentar hat man den Eindruck, dass der Schreiber zwischen Inzidenzwert, Fallzahl sowie Toten mit, durch oder in Zusammenhang mit CORONA nicht mehr unterscheiden kann oder will. Auch wird zwischen positiv getesteten Personen und Infizierten nicht unterschieden. Am besten behält man sowieso für sich, wenn man durch das Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt wird, weil man einen so genannten Erstkontakt zu einem positiv getesteten Menschen gehabt hat. Man muss befürchten, dass zukünftig Nachbarn einen großen Bogen um einen machen. Davon abgesehen, dass schnell behauptet wird, man sei ein Gefährder und habe sich sehr unvorsichtig, ja, geradezu fahrlässig und unsolidarisch verhalten, ohne dass diejenigen, die einen nun vorverurteilen, überhaupt wissen, wodurch und wann sich wer möglicherweise infiziert hat.

Zeitungsartikel, Talkshows und Nachrichten sind geprägt von Angst und Schrecken.

Jeden Abend um 20.00 Uhr starren Millionen Deutsche auf die Tagesschau und erwarten zwei Zahlen: Neuinfizierte und Tote!

Speziell die Alten fürchten sich, ohne baldige Impfung dem Tod immer näher zu kommen.

Meine Eltern in Büdelsdorf (sie gehören zu den Alten) darf ich ab Montag noch besuchen, solange der so genannte Inzidenzwert im Kreis Rendsburg-Eckernförde unter 200 liegt. Allerdings dürfen meine Eltern mich in Rieseby zu zweit nicht mehr besuchen – egal wie hoch der Wert auch sein mag. Sollte meine Frau es also wagen, ob mit oder ohne Maske, meinen Eltern mit mir gemeinsam einen Besuch abzustatten, laufen wir Gefahr, vom altbewährten Beobachter von gegenüber angezeigt zu werden. Also von jenem Mann, der sich einst schon darüber echauffierte, dass im gelben Sack meiner Eltern ein Joghurtbecher beinhaltet war, der nicht 100%ig korrekt ausgewaschen war.

Einen 15-Kilometer Radius zu ziehen, sollte der Inzidenzwert die Marke 200 übersteigen, beruht auf keinerlei wissenschaftlicher Erkenntnis und scheint deshalb lediglich eine reine Erziehungsmaßnahme zu sein. Allerdings dürfte auch ich allein meine Eltern dann nicht mehr besuchen. Obwohl, mal ganz ehrlich, wer soll das alles eigentlich überprüfen? Eine ohnehin unterbesetzte Polizei? Vermutlich wird schon bald wieder der Ruf nach einer Bürgerwehr laut.

Nun warten zunächst die Alten über 80 auf den rettenden Brief, dass sie an der Reihe sind, sich endlich impfen lassen zu dürfen. Dies geschieht selbstverständlich freiwillig!

Doch die täglichen Meldungen in den Nachrichten lassen kaum eine Wahl. Schließlich möchten meine Eltern ihre Kinder, Enkelkinder und Urenkelkinder auch noch einmal auf legale Art und Weise sehen dürfen. Selbstverständlich haben wir Mutti mittlerweile das alte Handy unserer Tochter überbracht und ihr WhatsApp eingerichtet. Zunächst ist sie damit natürlich beschäftigt und auch dankbar für die vielen Fotos, die sie vom Frühstück und vom Mittagessen, vom wunderschön geschmückten Tannenbaum und von den spielenden Enkelkindern empfängt. Doch sie ist einsam. Bislang hat sie mit ihren 75 Jahren noch in einer kleinen Spielhalle gearbeitet, um sich ihre klägliche Rente aufzubessern. Doch der Job ist seit Anfang November weg – zum zweiten Mal in diesem Jahr! Kurzarbeit gibt es für Rentner nicht – was für ein finanzieller Einschnitt!

Der Druck, sich trotz der Skepsis bezüglich der kurzen Testphase und der Inhaltsstoffe, nun impfen zu lassen, steigt also gewaltig.

Eine Impfpflicht wird es nicht geben, betonen die verantwortlichen Politiker immer und immer wieder. Nichtsdestotrotz haben die Menschen Angst, ohne den Nachweis von zwei Impfungen isoliert, oder zumindest stark in ihrer Freiheit eingeschränkt zu werden. Zurecht, mag da der eine oder andere denken, denn es ist schließlich unsolidarisch, andere nicht zu schützen, indem man sich nicht impfen lässt.

Der Impfdruck steigt also aus der Gesellschaft heraus.

In der Eckernförder Zeitung wurden in den vergangenen Wochen jede Menge Leserbriefe zum Thema abgedruckt. Eine „querdenkende“ Ratsfrau schrieb ihre Meinung, gefolgt von den Meinungen einiger ihrer Kollegen anderer Fraktionen aus der Ratsversammlung. Es ist bemerkenswert, dass eine Tageszeitung derartig viele Leserbriefe mit unterschiedlichen Meinungen abdruckt. Nach Rücktrittsforderungen fiel die Forderung nach dem Entzug des Mandats der Ratsfrau in einem Leserbrief auf. Ohne das dies von dem Verfasser vermutlich gewollt war, untermauerte der Leserbriefschreiber die Befürchtungen der Person, der er nun also das Mandat ohne jegliche Rechtsgrundlage entziehen lassen wollte. Dies zeigt deutlich, dass wir uns durchaus auf einem gefährlichen Weg befinden und es Zeit wird, dass die Gemüter sich etwas beruhigen und wir alle einmal inne gehen, bevor die Angelegenheit eine Dynamik annimmt, die wir dann schwerlich noch in den Griff bekommen.

Verhärten sich die Fronten weiter und schnitzt sich jeder seinen „Fachmann“ nach Belieben weiter zurecht, dürften sich Verzweiflung, Aggression und Depression ebenfalls weiterverbreiten. Und eines sollten alle Streithähne einmal bedenken: Hätte die Menschheit sich stets auf den Wissenschaftler konzentriert, der ihnen am glaubhaftesten erschien, wäre die Erde heute vermutlich noch eine Scheibe.

Aus den Niederlanden erreichten uns bereits vor etwa zwei Wochen die Nachrichten, dass sich eine große Anzahl des Personals in Krankenhäusern sowie Alten- und Pflegeeinrichtungen der Impfung verweigert.

Heute erreichte uns ein Brief, welcher den Mitarbeitern eines Pflegedienstes im Landkreis Oberhavel/Brandenburg zugestellt wurde. Der Geschäftsführer des Pflegedienstes zeigt sich in seinem Brief an die Belegschaft sehr enttäuscht über die Rückmeldungen zu seiner Umfrage bezüglich der angedachten Impfung. Während der Geschäftsführer der Pflegeeinrichtung in seinem Schreiben einerseits darauf aufmerksam macht, dass für das Personal keine Impfpflicht bestünde, verweist er in gleichem Zusammenhang auf das Arbeitsrecht. Aus dem Schreiben geht deutlich hervor, dass er sein Personal nicht anderweitig einsetzen kann und „arbeitsrechtliche Konsequenzen“ möglich seien, sollten die Mitarbeiter bei ihrer Impfverweigerung bleiben. Das Schreiben ist diesem Bericht beigefügt. Die Schwansener Nachrichten haben mehrfach versucht, den Geschäftsführer der Einrichtung zu erreichen, um ihm die Möglichkeit einer Stellungnahme zu bieten. Hierzu wurde mehrfach eine Nachricht hinterlassen – ein Rückruf erfolgte nicht. Auf EBAY sucht der Geschäftsführer bereits nach neuem Personal, welches eine gute Ausbildung und die Bereitschaft im 2-Schichtsystem arbeiten zu wollen, mitbringen möge. Bruttolohn 15 €.

Kann man nun also bereits davon ausgehen, dass derartige Briefe in weiteren Betrieben umhergeistern? Zunächst müssen wir von der Echtheit des Schreibens ausgehen, schwärzen Namen und Adresse jedoch zum Schutz von Betrieb und Personal.

Ist es arbeitsrechtlich möglich, dass Mitarbeiter entlassen werden können, weil sie sich der Impfung verweigern? Wenn dies tatsächlich so sein sollte, stünde Deutschland wohl vor einem Desaster. Die ohnehin unterbezahlten und überlasteten Pflegekräfte stünden vor unüberwindbaren Aufgaben, wenn sich ein Teil ihrer Kollegen entschließt, sich den Drohungen des Arbeitgebers nicht zu beugen und damit den Weg in die Arbeitslosigkeit riskiert. Es bleibt die Hoffnung, dass es sich bei dem Arbeitgeber aus Brandenburg um einen Einzelfall handelt.

 

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