– von Dr. Susanne Kirchhof und Rainer Böttcher / Kreis RD-ECK / In der ersten Januarwoche dieses Jahres kam es laut Medienberichten zu einem drastischen Spannungsabfall im europäischen Verbundnetz (vgl. z. B. https://m.focus.de/auto/news/noteingriffins-stromnetz-noteingriff-ins-stromnetz_id_12867861.html, https://www.ingenieur.de/fachmedien/bwk/energieversorgung/strom-europa-schrammt-amblackout-knappvorbei/?fbclid=IwAR2VLZ2uJJveo8bZ8RnbZf94De_RvHjkhMxc8ahctGpdobe05OOtyagAFkA).

Unbestritten ist auch der Ausbau von wetterabhängigen Stromerzeugern ein Grund für die zunehmende Destabilisierung unserer Stromversorgung. Wiederholter plötzlicher Spannungsabfall kann sowohl einen Notlastabwurf zur Folge haben oder aber zu einem kompletten Zusammenbruch des Stromnetzes (Blackout) führen.

Ein länger andauernder großflächiger Stromausfall wird zur Zeit als die Katastrophe mit der höchsten Eintrittswahrscheinlichkeit angesehen. Die Energiewirtschaft rechnet bei einem Blackout mit einer Netzausfallzeit von 7 bis 10 Tagen, um das Netz wieder hoch zu fahren. Unsere gesamte Infrastruktur hängt am Strom. Den wenigsten Menschen ist diese Tatsache allerdings bewusst. Eine Reportage des hr-Fernsehen, ausgestrahlt am 18.1.21, zeigt in eindrücklichen Bildern, mit welchen Konsequenzen wir bei einem länger andauernden Stromausfall rechnen müssen. ( https://www.ardmediathek.de/hr/video/doku-und-reportage/blackout-hessen-ohne-strom/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xMjI4NTE/)

Die WGK-Fraktion hat bei unserer Kreisverwaltung nachgefragt, wie gut der Kreis auf eine Blackout-Situation vorbereitet ist. Dabei geht es nicht nur um die Notstromversorgung der imland-Kliniken, der Pflegeeinrichtungen und der Kreisverwaltung. Von besonderer Bedeutung ist auch die Sicherstellung der Kommunikation zwischen Feuerwehr, Polizei und THW – aber auch die Möglichkeit eines Informationsflusses zu den Menschen im Kreis. Denn: Bei einem Stromausfall sind u.a. alle privaten Telefonanschlüsse betroffen und fallen damit aus. Weder Rettungsdienste, Polizei und Feuerwehr sind dann über das Telefonnetz erreichbar. Wie ist in diesem Fall sichergestellt, dass hilfsbedürftige Personen den Notruf erreichen können? Sind die in ambulanter Pflege befindlichen Personen im Kreisgebiet zentral erfasst, so dass im Falle eines Ausfalls des Notrufes kurzfristig Hilfe sichergestellt werden kann? Wir sind mittlerweile daran gewöhnt, dass wir jederzeit und sofort Hilfe rufen können. Wir verlassen uns auf die moderne Technik und halten diese für sicher und unfehlbar. Doch auch das neue digitale interne TETRA-Netz von Feuerwehr und Polizei fällt aus, wenn die Notstromversorgung unzureichend gesichert ist. Für solche Fälle sind bei einem guten Katastrophenschutzkonzept entsprechende Rückfallebenen eingeplant. Das sind Techniken, deren Einsatz sich schon früher bei Notfällen bewährt hat und die bei Ausfall der neuen Technik immer noch einsatzbereit sind. Die WGK-Fraktion möchte daher von der Kreisverwaltung wissen, welche Rückfallebenen für den Fall eines Blackouts im Kreisgebiet vorgesehen sind.

Zum Beispiel wäre die Einbindung der Funkamateure im Kreisgebiet eine sinnvolle und notwendige Maßnahme. Seit vielen Jahren befindet sich auf dem Aschberg ein Funkrelais für den Funkverkehr im 2 m-Band. Dieses Relais wird ehrenamtlich vom Deutschen Amateur-Radio-Club e. V. (DARC) betrieben und gewartet. Das Relais sowie der Amateurfunkdienst allgemein können im Katastrophenfall als Rückfallebene bei einem Zusammenbruch der öffentlichen Kommunikationswege dienen. Der Amateurfunkdienst ist ein gesetzlich anerkannter, geregelter Funkdienst. Einschlägig sind das Gesetz über den Amateurfunk (AFuG) sowie die dazu erlassenen Ausführungsvorschriften. Gemäß § 2 Nr. 2 AFuG wird der Amateurfunkdienst auch „zur Unterstützung von Hilfsaktionen in Not- und Katastrophenfällen wahrgenommen.“ Das Relais auf dem Aschberg ist auf Grund seiner exponierten Lage im gesamten Kreisgebiet und weit darüber hinaus für eine Kommunikation im Notfall geeignet. Auch deswegen hatte der Kreis beim Neubau des Aschberghotels 2012 nachdrücklich dafür gesorgt, dass auf dem neu errichteten Aussichtsturm das Relais wieder installiert wurde. Bei Normalbetrieb kann das Relais zur Zeit durch einen gängigen Akku etwas drei Tage versorgt werden. Im Notfall, z.B. einem großflächigen Ausfall der Stromversorgung, wird der Funkverkehr und damit die Beanspruchung steigen, so dass der Akku entsprechend schneller erschöpft ist. Um den Relaisbetrieb ausfallsicher zu gestalten ist die Anschaffung neuer, moderner leistungsfähiger Akkus mit entsprechender Ladeautomatik erforderlich sowie die Schaffung eines außen liegenden Einspeisepunktes zum Anschluss eines Notstromaggregates.

Die WGK-Fraktion hat daher beantragt, dass die hierfür notwendigen Mittel in den Haushalt des Kreises 2021 eingestellt werden. Klar ist, dass der Amateurfunk die öffentlichen Netze nicht ersetzen kann, als Rückfallebene für den Notfall sollte er aber rechtzeitig in das Katastrophenschutzkonzept eingebunden werden. Es wäre fahrlässig, den Menschen im Kreis im Falle eines Blackouts nicht sämtliche Ebenen für die notwendige Kommunikation zur Verfügung gestellt zu haben.

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